Dallas
 


DALLAS ODER WER BACKT HIER DAS BROT ?

-Eine Installation von Alfred Kerger in der Staatl. Kunsthalle
Berlin, 1984

Die texanische Traumwelt Dallas verflüchtigt sich in Mehlstaub.
Welche Realität bleibt ?
Die Realität der Arbeit, der Hände, der Anschauung. Dallas
produziert mediale Glätte - kein Stäubchen auf dem Anzug.
Damit korrespondiert die Glätte der Mattscheibe, die Glätte
der Leinwand, die Glätte der Sprache - J.R. aalglatt. Dallas
polyglott, doch einsprachig. Die Müh(l)en des Alltags gegen
die Monopoly-Bohrtürme von Dallas. Mahnmale des alltäg-
lichen Arbeitsprozesses, stumme Zeugen der Backstube.

(Goedart Palm)

Am stärksten objektiviert erscheint die Gesellschaftskritik in
einer Einrichtung von Alfred Kerger mit dem Titel: "Dallas
oder wer backt hier das Brot ?" Kerger kommt mit zwei
Inszenierungselementen aus: Einem Monitor, auf dem Dallas-
Folgen laufen, und einer Wand im Hintergrund, auf der
Weizensäcke aus Dallas hängen. In den Säcken steckt auf
dreifache Weise Arbeit: Sie wurden produziert, in ihnen wurde
geerntetes und gemahlenes Getreide aufgehoben, und sie
wurden transportiert. Die berühmte Fernsehserie zeigt, welches
Ungemach mit dem Abschöpfen des so entstandenen Reichtums
verbunden ist. Gemalt würde diese Metapher über den Unter-
schied von Arbeit-Geben und Arbeit-Nehmen etwas ranzig an-
muten; als Installation wirkt sie überzeugend. Dieser Eindruck
wird auch nicht verwischt durch die ästhetische Faszination,
die von der Kombination der TV-Farbe und den ausgebleichten
Säcken ausgeht.

(Eckhard Siepmann)



 

Foto: Joachim Szymczak